Mittwoch, 9. April 2008

Der längste Tag des Jahres

Für kaum einen Menschen in unserer Gegend ist der 21. Juni ein besonderer Tag. Es ist der längste Tag des Jahres, obwohl der längste Tag im astronomischen Sinne auch manchmal auf den 20. Juni fällt. In dem einen oder anderen Kalender wird dieser, für uns eigentlich unbedeutende Tag, erwähnt.

Im hohen Norden Europas zählt der Tag als nationaler Feiertag. In Finnland feiert man die Sommersonnenwende an dem Samstag zwischen dem 20. und dem 26. Juni. Zu Ehren des Gottes Ukko werden an Flussufern große Feste gefeiert. Durch Konzerte und übermäßigen Alkoholgenuss ähnelt das schon mehr einer Jugend-Party. Etwas ruhiger hingegen geht es in Dänemark und Norwegen zu. Dort feiert man am Vorabend des Johannistages am 23. Juni das "Sankt Hans"-Fest. Durch einen im 19. Jahrhundert überlieferten deutschen Brauch, verbrennt man auf einem großen Feuer eine Strohhexe. Mit dem symbolischen Verbrennen der "Hexe", verbannt man die lange Dunkelheit sowie böse Mächte. (Ähnlich wie wir es von der Walpurgisnacht kennen.) Mit Volksliedern und ortstypischer Nahrung feiert man gemütlich bis in die Nacht.

Am ausgebrägtesten feiert man das zweitgrößte Fest in Schweden. "Midsommer", wie man in Schweden sagt, wird jedes Jahr in der Nacht vor dem ersten Samstag nach dem 21. Juni gefeiert. Der Freitag Abend ("midsommarafton") war noch nie ein offizieller Feiertag, trotzdem hat ein Großteil der Geschäfte zu und auch der Fahrplantakt der öffentlichen Verkehrsmittel weißt größere Lücken auf. Auf dem Lande versammelt, richten die Männer den Mittsommerbaum (Majstången) auf, während sich die Frauen um das leibliche Wohl kümmern. Auch hier speist man traditionell Dinge aus der Region. Knäckebrot und Moltebeeren meistens für die Kleinen und für die Erwachsenen etwas Herzhafteres. Bei gutem Wetter werden die ersten Kartoffeln des Jahres gegessen, dazu Heringe, Kräuter und Käse. Als Nachtisch gibt es frische Erdbeeren mit Schlagsahne. In einem akzeptablen Maße wird, unter dem Gesang von Trinkliedern wie "Helan går", der eine oder andere Schnaps auf Ex gekippt. Natürlich wird das ganze, durch zahlreiche Instrumente, musikalisch unterstützt.
Für die jüngere, weibliche Generation ist das nicht nur ein Fest im üblichen Sinne. Noch nicht verheiratete Mädchen pflücken in dieser Nacht, sieben verschiedene Blumen von verschiedenen Wiesen. Beim zu Bett gehen werden diese dann unters Kopfkissen gelegt. Der Sage nach soll man dann von dem träumen, den man später einmal heiraten möchte. Wie auch hier, bei bestimmten Anlässen, darf das persönliche Geheimnis am Folgetag nicht verraten werden, da sonst der Traum nicht in Erfüllung geht. Still und heimlich hoffe ich ja immer noch, dass man auch von mir geträumt hat ... ;-)

Sicher werdet ihr euch schon fragen, wieso ich euch das alles schon jetzt schreibe? Denn zum Midsommer ist ja noch ein wenig Zeit. Über Ebay habe ich mir schwedischen Tischschmuck ersteigert. Eine schwedische Verkäuferin, die seit 3 Jahren in Hessen wohnt, verkaufte eine Tischdecke mit typischen Stickereien und einen sehr schönen Kerzenständer. Im nationaltypischen gelb/blau sind handbemalte Figuren und kleine Kränze am unter den weißen Kerzen angebracht.

Farblich dazu passend auch die Tischdecke, die mit ihren aufwendigen Stickereien Erlebnisse und Bräuche der schwedischen Mittsommernacht widerspiegelt.


Ich habe vor dieses Jahr (am Freitag den 27. Juni.) erstmalig Midsommer zu feiern. Hoffentlich macht mir der Dienstplan keinen Strich durch die Rechnung.

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