Montag, 4. Mai 2009

Macht fliegen wirklich krank?

Den Medien zu Folge beklagen sich viele Menschen über plötzliche Erkrankungen durch einen Flug im Flugzeug. Schlechte Luft, verschimmelte Filteranlagen und Verunreinigungen der sanitären Anlagen seien hierfür die Ursachen.
Alle Flugzeuge, ganz gleich welcher Bauart oder Größe, haben das gleiche Lüftungssystem an Board. Damit es in der Flugzeugkabine erträglich bleibt und man die Luft nicht nach wenigen Minuten in "Scheiben schneiden" kann zirkuliert rund um die Uhr ein leichter Luftstrom. Oberhalb der Gepäckfächer strömt von beiden Seiten Brauchluft (rote Luft) in den Passagierraum. Diese Luft trifft in der Mitte der Kabine aufeinander und strömt somit nach unten. Dabei werden Atemluft und kleinere Verunreinigungen in der Luft aufgenommen. Eine schnelle Verbreitung von Bakterien wird dadurch stark reduziert. Am Boden angekommen wird die Luft (blaue Luft) unter die Sitze gezogen und gelangt schließlich wieder in das geschlossene Klimasystems des Flugzeugs. Dort wird sie grob gefiltert und gelangt wieder zurück in den gleichen Kreislauf. Die Brauchluft bleibt ca. zwei Minuten im Umlauf bis sie durch frische Luft ersetzt wird. Pilze und Bakterien vermehren sich besonders in feuchten oder nassen Gebieten. Um auch das zu verhindern herrscht in allen Fliegern eine sehr trockene Luft. Das Klima im Flugzeug ist dadurch angenehmer und man verhindert die Schimmelbildung in den Filtern und Zuleitungen.

Während der Start- und Landephase verschlechtert sich die Luftqualität in der Kabine. Die meisten Menschen atmen zu diesen Zeiten unbewusst viel intensiver. Denn selbst für den eingefleischten Vielflieger ist es jedes Mal aufs Neue ein spannendes Erlebnis. Aber auch während diesen Phasen besteht keinerlei Gefahr einer Infizierung. Der eigentliche Grund liegt in der oben beschriebenen trockenen Luft. Bei trockener Luft legen sich die Flimmerhärchen in der menschlichen Luftröhre. Erregerstoffe und Bakterien können somit schlechter abgewehrt werden. Die eigentliche Infizierungsgefahr kommt eigentlich erst im Terminal nach dem Flug. Unsere Flimmerhärchen haben sich immer noch nicht wieder aufgestellt und wir sind von extremen Menschenmengen umgeben, die ungeduldig auf ihr Gepäck warten. Genau hier bilden sich regelrechte Bakterien-Cluster. Nicht ur lebende Bakterien sind gefährlich, sondern auch tote. Beim einatmen toter Bakterien kann erstmal noch nichts passieren. Die Infizierung erfolgt erst an den Schleimhäuten. Denn dort vermischt sich deren DNS mit unserer DNS und der Körper wehrt diese erstmal nicht weiter ab.
Dieser Gefahr sind wir also beim genauen betrachten nicht nur im Flugzeug oder im Terminal ausgesetzt. Exakt in dieser Situation befinden wir uns im täglichen Leben durchschnittlich aller 60 Sekunden. In den meisten Fällen herrscht aber keine so trockene Luft wie im Flugzeug. Unsere Flimmerhärchen kommen also hier zum Einsatz und schützen uns vor Krankheiten und Infektionen aller Art. Schuld an eventuellen Erkrankungen ist also nicht der Flugzeughersteller oder die Fluggesellschaft, sondern vielmehr der Mensch selbst.

Keine Kommentare: